SETI: 6EQUJ5 - Das „Wow!“-Signal: Stärker, genauer, spannender als gedacht

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6EQUJ5 - Das „Wow!“-Signal: Stärker, genauer, spannender als gedacht

Von Chris Dimperl

Als der Astronom Jerry R. Ehman im August 1977 einen ungewöhnlich kräftigen Radioburst auf dem Ausdruck des Big-Ear-Radioteleskops sah, kritzelte er „Wow!“ an den Rand – und gab damit dem berühmtesten Rätsel der Radioastronomie seinen Namen. Seitdem wurde das Signal nie wieder eindeutig beobachtet und blieb Quelle für Debatten: irdische Störung, Softwarefehler – oder doch ein astronomisches Ereignis? Eine neue Auswertung alter Daten bringt frischen Schwung in die Sache.

Bild 1: Scan des namensgebenden Dokuments von Jerry R. Ehman

Was die neue Analyse zeigt

Forschende haben zehntausende Seiten der historischen Messlisten per OCR digitalisiert und erstmals vollständig mit modernen Methoden ausgewertet. Ergebnis: Die vermutete Signalstärke fällt deutlich höher aus als bislang angenommen. Zudem lässt sich die Position am Himmel spürbar genauer eingrenzen – die Unsicherheit schrumpft etwa um zwei Drittel. Beides könnte erklären, warum Nachbeobachtungen in den vergangenen Jahrzehnten ins Leere liefen: Man suchte teils im falschen Frequenzfenster oder zu ungenau am Himmel.

Auch die Frequenz wurde korrigiert. Ein früher Rechenfehler dürfte zu einer leichten Verschiebung geführt haben – ein Detail mit großer Wirkung, denn bei schmalbandigen Signalen bedeutet „ein bisschen daneben“ schnell „komplett vorbei“.

 

Bild 2: Verlauf der Empfangsstärke über die Zeit

Was es (sehr wahrscheinlich) nicht war

Die Autorinnen und Autoren schließen eine irdische Quelle weitgehend aus: Weder damalige TV-Sender noch bekannte Satelliten kommen als Verursacher infrage, und auch ein interner Softwarefehler wurde geprüft und verworfen. Das spricht klar für einen astronomischen Ursprung – ohne automatisch „Aliens!“ zu bedeuten.

Ein natürlicher Kandidat

Im Fokus steht eine physikalisch bodenständige Erklärung: eine kurzzeitige Aufhellung der 21-cm-Wasserstofflinie in interstellaren Wolken, ausgelöst durch einen starken transienten Strahler wie einen Magnetar-Flare oder einen Soft-Gamma-Repeater. Das passt zu den revidierten Eigenschaften des Signals und wäre mit heutiger Technik gezielt überprüfbar. Die Forschenden betonen: Das Rätsel ist nicht gelöst – aber die Spur ist so scharf wie nie.

Citizen Science: Wow@Home

Aus der Forschung ist zugleich ein Mitmach-Projekt entstanden: Wow@Home. Mit einem kostengünstigen Setup (rund 500 US-Dollar) und freier Software lassen sich kleine Radioteleskope vernetzen, die rund um die Uhr nach kurzen, Wow-ähnlichen Transienten fahnden. Ein dezentrales Netzwerk hat Vorteile gegenüber einzelnen Großobservatorien – vor allem bei Ereignissen, die selten und unvorhersehbar sind.

Warum das wichtig ist

Die neu gewonnenen Parameter – stärkeres Signal, präzisere Himmelsregion, korrigierte Frequenz – liefern endlich eine belastbare Zielvorgabe für künftige Beobachtungen. Parallel sollen die historischen Big-Ear-Daten bis zum 50-jährigen Jubiläum 2027 vollständig archiviert und öffentlich zugänglich gemacht werden. Das erhöht die Chancen, die wahre Natur des „Wow!“-Signals endlich zu klären. 

Quelle / Originalartikel:
The WOW! Signal From Space Was Stronger than Scientists Originally Thought (TheWowSignal.news, 8. September 2025). THE WOW! SIGNAL

Anhang:

Das Wow"-Signal als mp3

Das BLC-1 - Signal von Proxima Centauri b als mp3

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Chris admin

Forscher, Programmierer, Technikbegeistertes Mitglied des CCC - Chaos Computer Club: Bisher habe ich immer nur Wissen gesammelt. Gerade die Arbeit an UFOBase und Abductionbase habe Unmengen an Datenmaterial hervorgebracht. Auch meine kurze aber sehr intensive Arbeit bei MUFON-CES hat viele neue Erkenntnisse zu Tage gefördert. Hier nun möchte ich einige dieser Geschichten und Daten weitergeben, so dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Einige dieser Geschichten kann man nicht rationell erfassen oder mit den Mitteln unserer Wissenschaft greifen oder begreifbar machen. Es liegt an uns, was wir daraus machen. Wie sagte Mulder einst so schön? MULDER: Also, wenn uns die konventionelle Wissenschaft keine Antworten bietet, müssen wir uns dann am Ende nicht doch dem Fantastischen als Möglichkeit zuwenden? In diesem Sinne wünsche ich Ihnen kurzweilige Stunden hier auf dieser Seite.

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